Friedensstadt Osnabrück
Friedensstadt Osnabrück
Die kreisfreie Stadt Osnabrück ist ein Oberzentrum in Niedersachsen und Mittelpunkt des Osnabrücker Landes. Neben der ähnlich großen kreisfreien Stadt Oldenburg und den größeren Städten Hannover und Braunschweig zählt sie mit rund 170.000 Einwohnern (169.108 laut städtischem Melderegister) zu den vier größten Städten Niedersachsens. Die ungefähr 28.000 Studenten von Universität und Hochschule machen etwa 14 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Bekanntheit erlangte Osnabrück gemeinsam mit dem ungefähr 50 Kilometer entfernten Münster als Ort der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahr 1648.
Entstehung
Im Jahr 780 n. Chr. gründete Karl der Große an einem Zusammentreffen wichtiger Handelsstraßen, eine Ortschaft (Osnabrück) an dem Fluss Hase. Osnabrück wurde im Jahr 800 n. Chr., dem Krönungsjahr von Karl dem Großen, zum Bistum erhoben. In den Jahren zwischen 880 bis 884 n. Chr. wurde die Osnabrücker Domburg bei Überfällen der Normannen zerstört. Im Jahr 889 n. Chr. wurde dann die Domsiedlung neu aufgebaut und Osnabrück erhielt das Markt-, Münz- und Zollrecht. Arnulf von Kärnten (um 850-899) vergab die dazugehörige Urkunde. Der Baubeginn des heutigen Osnabrücker Doms geht etwa auf das Jahr 900 zurück. Nach einem Brand im Jahr 1100 wurde der Osnabrücker Dom im Jahr 1106 von Bischof Johannes I. eingeweiht. 1147 wurde Osnabrück in einer bischöflichen Urkunde zur Regulierung der Pfarrgrenzen zwischen Dom und St. Johann erstmals als Stadt (lat.: Civitas) bezeichnet.
Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden
Nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges bereitete sich Osnabrück mit Befestigungen und eigenem Soldaten auf die Verteidigung vor. Mithilfe von Diplomatie und Geldzahlungen, Drohungen und Besatzungen gelang es Osnabrück, in den ersten Kriegsjahren die Kriegsparteien zu meiden und offiziell neutral zu bleiben. Dies hatte jedoch zur Folge, dass um das Jahr 1624 ein Ersuchen Osnabrücks an den Kaiser, den Titel „Freie Reichsstadt“ führen zu dürfen, abgelehnt wurde. Innerhalb der Stadt verstärkten sich die Konflikte zwischen dem protestantischen Rat und dem Bürgertum mit dem Domkapitel und dem katholischen Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg. Im Jahr 1628 musste sich Osnabrück einnehmen lassen, da die katholischen Truppen die protestantischen Dänen unter König Christian IV. stark zurückdrängten und die Neutralität aufgrund der katholischen Übermacht nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Zudem musste die Stadt Besatzungstruppen aufnehmen und versorgen, was die Bürger schwer belastete. Der Bischof nutzte die veränderten Machtverhältnisse, um Osnabrück zu rekatholisieren. Er eröffnete wieder die Klöster, und die evangelischen Prediger mussten ihre Ämter sowie die Stadt verlassen. Die evangelische Ratsschule, die als Gegenzug zur katholischen Domschule (Carolinum) gegründet worden war, musste schließen. Kinder durften ausschließlich katholisch getauft werden. Um über eine bessere Kontrolle über die Bürger zu erlangen, ließ der Bischof außerdem südlich der Stadt die Zitadellenfestung Petersburg errichten. Anfang des Jahres 1629 griff Franz Wilhelm bei den Ratswahlen ein und sorgte mit Strafandrohung für die Wahl eines mehrheitlich katholischen Stadtrates. Die vorherigen Ratsherren, die sich weigerten die Konfession zu wechseln, mussten die Stadt verlassen. Im gleichen Jahr wurde im vorherigen Augustinerkloster am Neumarkt eine Jesuitenuniversität gegründet, die dann im Jahr 1632 eröffnet wurde. Mit dem Sieg des protestantischen Schweden bei Breitenfeld im Jahr 1631 änderte sich die Kriegslage. Kurzzeitig wurde das Hochstift Osnabrück im Jahr 1633 von schwedischen Truppen unter der Anordnung von Georg von Braunschweig-Lüneburg besetzt. Dies führte die offiziell katholische Stadt und ihre Besatzer in Aufregung. Nach der Schlacht bei Hessisch Oldendorf zog die geschlagene kaiserliche Armee von Graf von Bronckhorst-Gronsfeld nach Osnabrück und verlangte Einlass, um sich neu gruppieren zu können. Der Einlass wurde der Armee vom Bischof gewährt. Wenig später kam erneut die schwedische Armee und begann den Angriff auf die Stadt. Nach zweiwöchiger Belagerung stimmten die zahlenmäßig unterlegenen Besatzer Verhandlungen zu. Am 12. September verließ die Stadtführung die Stadt, Teile der Besatzungstruppen zogen sich auf die Petersburg zurück und die Stadt wurde von den Schweden eingenommen. Die kaiserlichen Soldaten auf der Petersburg wurden noch einige Wochen belagert und angegriffen, bis sie sich anschließend beugten. Nachdem die Stadt die finanziellen Forderungen der restlichen Besatzer erfüllt hatte, zogen die Schweden geschlossen von dannen. In der Zeit danach wurden die protestantischen Zustände weitgehend wiederhergestellt. Als schwedischer Administrator des Stifts wurde Gustav Gustavson eingesetzt. Bischof Franz Wilhelm setzte sich nach Köln ab. Die Jesuitenuniversität wurde wieder aufgelöst. Die kaiserlichen Truppen konnten bis zum Jahr 1636 das Stift Osnabrück zurückerobern, ließen von einem Versuch der Rückeroberung der Stadt jedoch ab. Abgesehen von der anhaltenden Besatzung blieb Osnabrück für den Rest des Krieges vom Kriegsgeschehen weitgehend unberührt.
Da Osnabrück und Münster vergleichsweise wenig vom Krieg zerstört wurden, wurden diese Städte im Jahr 1641 zu den Kongressorten für Friedensverhandlungen gewählt. Für den Zeitraum der Verhandlungen wurden die beiden Städte und ein sie verbindender Korridor zu neutralem Gebiet ernannt. Die schwedische Armee musste Osnabrück bis zum Verhandlungsbeginn im Jahr 1643 endgültig verlassen. Die katholischen Gesandten verblieben in Münster und die protestantischen in Osnabrück. Die Friedensverhandlungen fanden zum Teil im Osnabrücker Rathaus statt. Für den Besuch der Gesandten wurde in der Stadt erstmals eine Straßenreinigung eingeführt. Im Jahr 1647 wurde die Erlaubnis zur Schleifung der Petersburg erteilt, die dann umgesetzt wurde. Im August 1648 wurde der Friedensvertrag von Osnabrück (lat.: Instrumentum Pacis Osnabrugensis, IPO) verabschiedet, der den Friedensschluss zwischen dem deutschen Kaiser und Schweden erklärte. Nach der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am 24. Oktober 1648 in Münster, wurde er einen Tag später von der Osnabrücker Rathaustreppe den Menschen verkündet.
Die Friedensstadt heute
Osnabrück als Friedensstadt fördert den Frieden heute gemeinsam mit einer Vielzahl von engagierten Einrichtungen sowie Vereinen und Initiativen der Bürgerschaft. Themengebiete sind die grundsätzliche Förderung der Toleranz, die interkulturelle und interreligiöse Verständigung, die Unterstützung von Friedensforschung und Menschenrechtspolitik, entwicklungspolitische Bildungsarbeit oder auch die Entwicklung bestehender internationaler Partnerschaften. Das Büro für Friedenskultur stellt eine zentrale Anlaufstelle für das friedenskulturelle und friedenspolitische Engagement in der Stadt dar.
Einzelnachweise
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